Bye bye Windows: 30 000 Staatsangestellte sollen bald mit Linux arbeiten

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Bye bye Windows: 30 000 Staatsangestellte sollen bald mit Linux arbeiten

Debora Pape
Debora Pape
5.4.2024




Schleswig-Holstein will als erstes deutsches Bundesland sein gesamtes Datenverarbeitungssystem auf freie Software umstellen. Auch in der Schweiz gab es bereits Open-Source-Projekte, die jedoch teilweise scheiterten.

Microsoft-Anwendungen sind aus den meisten Büros nicht wegzudenken. Dazu gehören neben Windows und Office auch Cloud- und Serverdienste. Manchen staatlichen Einrichtungen und Behörden ist die Abhängigkeit von Microsoft und anderen Konzernen aber ein Dorn im Auge: Sie wagen den Wechsel zu Open-Source-Lösungen. Nicht immer mit langfristigem Erfolg – dazu später mehr. Nun hat sich auch die Landesverwaltung des deutschen Bundeslandes Schleswig-Holstein gegen proprietäre Anwendungen entschieden. 30 000 Beschäftigte sind betroffen.

Gründe für den Wechsel: Datenschutz und Lizenzgebühren

Bei staatlichen Einrichtungen sind Lizenzgebühren nur ein Teil des Problems. Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter erläutert in einer Pressemeldung, dass Datenschutz das Hauptargument gegen proprietäre Software sei.

Was ist proprietäre Software?

Bei proprietärer Software, auch als Closed-Source-Software bekannt, ist der Quellcode nicht öffentlich zugänglich. Ihre Nutzung und Modifikation wird durch Urheberrechtsbestimmungen des Eigentümers streng kontrolliert. Der Quellcode kann nicht eingesehen, verändert oder verteilt werden, es sei denn, der Eigentümer gibt ausdrücklich die Erlaubnis dazu.

Bestandteil von Windows- und Office-Lösungen sind in der Regel auch Cloud-Dienste. Über Microsoft-Server werden Daten übermittelt oder gespeichert. Bei öffentlichen Einrichtungen können das auch sensible Daten der Bürgerinnen und Bürger sein. Wie die Datenübermittlung vonstattengeht und wie mit den Daten umgegangen wird, darauf hat der Lizenznehmer keinen Einfluss. Schrödter verweist auf die Gefahr, dass die Daten sogar in Drittländer weitergegeben werden könnten.

Es geht also um «digitale Souveränität»: die Unabhängigkeit von Konzernen, die keinen Einblick in ihre Abläufe bieten, wirtschaftliche Interessen haben und sich einer Kontrolle entziehen. Schrödter gibt an, dass öffentliche Einrichtungen gegenüber den Menschen beim Umgang mit Daten und Steuermitteln eine große Verantwortung hätten. Das eingesparte Geld solle in die Programmierung und Optimierung eigener Lösungen und damit das Schaffen von Arbeitsplätzen vor Ort fließen.

Probleme bei der Umstellung: Solothurn und München

Die Idee, auf Closed-Source-Anwendungen zu verzichten, ist nicht neu. In der Schweiz verabschiedeten sich das Bundesgericht in Lausanne, die Behörden der Kantone Solothurn und Waadt sowie der Stadt Zürich ganz oder teilweise von proprietärer Software.

Der Kanton Solothurn war im Jahr 2001 bereits sehr früh beim Wechsel dabei. Damit sollten vorrangig Kosten gespart werden. Doch es gab kein Happy End: Bis 2010 sind zentrale Anwendungen nicht umgestellt worden und im selben Jahr erfolgte der Beschluss, auf allen Rechnern wieder Windows und Office zu installieren. Zwar konnte der Kanton hohe Lizenzgebühren sparen und der Wechsel war fast abgeschlossen – die Abkehr von freier Software lag laut einer Analyse aber eher an der «schlechten Organisation und aufgestautem Ärger».

In Deutschland war 2003 die Stadt München Vorreiterin beim Umstieg auf Open-Source-Software. 2013 galt das Projekt als «erfolgreich abgeschlossen», doch 2017 beschloss der Stadtrat, wieder zu Microsoft zurückzukehren. Als Gründe dafür wurden ein geringerer Funktionsumfang und fehlende Kompatibilität bei der Kommunikation mit anderen Behörden angegeben. In München ist aber das letzte Wort noch nicht gesprochen, ein erneuter Wechsel zu freier Software steht erneut zur Diskussion.

Übrigens: Bei Digitec Galaxus ist im Bereich Logistik der Umstieg auf Open-Source-Systeme ebenfalls gelungen:



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